> Egal wie weit der Weg ist, man muss den ersten Schritt tun. <
(Mao Tse-tung)
Alkoholismus als Familienkrankheit
Sucht wirkt sich in unterschiedlicher Hinsicht auf die Familie und im sozialen Umfeld wie z. B. am Arbeitsplatz aus. Wer gibt schon gerne zu, dass der Mann, die Frau, die Mutter, der Vater oder das Kind Alkoholiker ist und oft bis zur Besinnungslosigkeit trinkt? Wer möchte, dass die ganze Verwandtschaft mit dem Finger auf ihn zeigt und sagt: „Da, deren Mann ist Alkoholiker!“
In fast allen Fällen hilft die Familie dem Abhängigen, das Problem zu verheimlichen. Er wird früh geweckt, die Sachen werden gesäubert, es werden Ausreden gesucht und vieles mehr. Die Familie übernimmt Arbeiten und Verpflichtungen, die der Abhängige selbst nicht mehr leisten kann. Im Extremfall holen die Partner oder die Kinder noch das Bier, damit niemand sieht, wie der Betroffene durchs Gelände torkelt. Diese Verhaltensweisen tragen aber nur dazu bei, dass der Abhängige weiter trinken kann, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen.
Download dazu:
Broschüre Familie und Sucht (PDF)
Typischer Verlauf
Der Partner des Alkoholikers fürchtet Diskriminierung. Das Trinken wird vor anderen verharmlost und verleugnet. Man versucht den Schein einer intakten Familie nach außen zu wahren. In dieser Phase wird der Partner zum Co-Alkoholiker, d.h. er unterstützt den anderen in seiner Alkoholabhängigkeit, obwohl er ihm helfen will.
Unter co-alkoholischem Verhalten versteht man:
Ignorieren des Alkoholproblems
Alkoholprobleme verharmlosen und verdecken
Verantwortung abnehmen
Man kann das Problem vor anderen nicht mehr verheimlichen. Die Familie fordert Versprechungen. Das Nichteinhalten dieser Versprechungen führt zu Vorwürfen. Dadurch trinkt der Alkoholiker noch mehr.
Die Familie gerät in die Gefahr der sozialen Ausgrenzung. Man begnügt sich nun mit kurzfristigen Zielen, wie z.B. „Trinke wenigstens nicht, wenn…“.
Der Partner muss mehr und mehr die Rolle des Kranken übernehmen, da dieser seine Aufgaben in der Familie nicht mehr erfüllen kann.
Der Partner resigniert, er droht häufig mit Trennung oder Scheidung und versucht auf diese Weise dem Problem zu entfliehen. Doch er macht Drohungen oftmals nicht wahr, er wird also rückfällig.
Es kommt oft zur Trennung. Die Folge ist eine Reorganisation der Familie ohne den „Kranken“.
Wenn der Alkoholiker abstinent wird, kommt es zu neuen Konflikten. Er fordert nun seine alten Rollen zurück, ein neuer Rollenwechsel ist notwendig. Zahlreiche Beziehungen gehen in dieser Phase in die Brüche. Man muss nochmal ganz von vorne anfangen und dabei Ängste, Erinnerungen und vor allem das Misstrauen gegenüber dem anderen überwinden.
Die Folgen für Kinder alkoholkranker Eltern
Verängstigungen
Verunsicherungen
Soziales und neurotisches (seelische Störungen, z.B. Hysterie) Fehlverhalten
Es ist nicht der Alkoholismus der Eltern als solcher, der zu Störungen der Kinder führt, sondern vielmehr die psychosozialen Störungen in der Familie überhaupt, z.B. auch Spielsucht und Gewalttätigkeit.